Wirtschaftliche Entwicklung

Der Konjunkturverlauf im Deutschen Fahrradfachhandel war 2016 von dem sehr unterschiedlichen Witterungsverlauf geprägt.

Im ersten Halbjahr sind die Umsätze auf Grund des feuchten und kalten Wetters vielfach deutlich hinter den Erwartungen zurück geblieben und lagen zur Jahresmitte um ca. 6 bis 8 Prozent unter den Vorjahresergebnissen. Dabei gab es Abweichungen zwischen den Regionen und den einzelnen Unternehmen.

In der zweiten Hälfte des Jahres konnten – ebenfalls vorwiegend witterungsbedingt – die Rückstände vielfach wieder aufgeholt und teilweise auch übertroffen werden.

Eindeutig hat dabei der weiter zunehmende Verkauf von E-Bikes das Gesamtumsatzergebnis – auf Grund der höheren Durchschnittspreise dieser Räder – gerettet. Die verkauften Stückzahlen der Fahrräder insgesamt waren allerdings rückläufig.

Die örtliche und oft auch regionale Wettbewerbssituation hat die wirtschaftliche Entwicklung der Betriebe unterschiedlich beeinflusst. Die weitere Konzentration im Handel sowie der überproportional wachsende Online-Handel haben zu Markt-verschiebungen innerhalb des Fachhandels geführt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vorjahresumsätze deutlich überschritten wurden.

Vor dem Hintergrund der hohen Zuwächse in den Vorjahren ist dieses Ergebnis besonders positiv zu werten und belegt, dass Radfahren weiter im Trend liegt.

 

Service

Die hohe Akzeptanz des Fachhandels im Fahrradmarkt hat (anders als in vielen anderen Einzelhandelsbranchen) ihre Ursache im hohen Servicebedarf der Fahrradnutzer.

Ein zufriedenstellendes, qualifiziertes Angebot und ein ausreichend dichtes Service-Netz sind wichtig für die Fahrradnutzung insgesamt. Im Servicebereich des Fachhandels gab es in 2016 Umsatz-Zuwächse.

Auch die überwiegend handelsorientierten Unternehmen haben ihr Serviceangebot ausgebaut. Ein guter Werkstattservice (Produktpflege, Wartung, Reparatur und Reklamationsbearbeitung) ist immer mehr ein wichtiges Marketinginstrument geworden und für ein erfolgreiches Agieren im Markt auch wegen der technisch immer aufwendiger werdenden Produkte unabdingbar.

Das hat zur Folge, dass der Fahrradhandel hier immer mehr investieren muss – sowohl in die technische Ausstattung der Werkstatt wie auch in die Qualifikation der Mitarbeiter.

Viele Händler nutzen inzwischen die Qualifizierungsangebote ihrer Kooperationspartner und Lieferanten mit dem Ziel einer Leistungsverbesserung und Zertifizierung des Werkstattbetriebs.

Umgekehrt liegt die Unterstützung der Handelspartner bei der Qualifikation im Servicebereich im vitalen Interesse der Hersteller, weil damit die Marke im Markt gestützt wird.

Die Fortbildung der Mitarbeiter aus dem Handel im Hinblick auf Service und Produkt-pflege ist deshalb auch ein wesentliches Marketinginstrument der Vorstufe des Handels.

Die Kunden des Fachhandels erwarten im Bedarfsfall besonders bei der Bearbeitung von Reklamationen eine schnelle und zuverlässige Mängelbeseitigung. Das erfordert fast immer eine enge Zusammenarbeit mit den jeweils zuständigen Lieferanten.

Hier gibt es aus Sicht des Handels in vielen Fällen noch erhebliche Defizite.

 

Elektromobilität

Auch in 2016 haben die Elektro-Fahrräder wieder überproportionale Umsatzzuwächse erzielt. Sie erreichen – auch wegen der deutlich höheren Durchschnittspreise – bei den Einnahmen vieler Händler inzwischen einen Umsatzanteil von teilweise deutlich über 50 %. Mengenmäßig erreichen Elektroräder einen Anteil von 35 % der Fahrradumsätze.

Gestützt wird diese Entwicklung durch die technische Weiterentwicklung und die Tatsache, dass sich nun in verstärktem Maße auch sportliche Radfahrer dem Elektroantrieb zuwenden.

Die Durchschnittspreise von E-Bikes sind weiter gestiegen, von 2.200 Euro im Jahr 2013 auf inzwischen ca. 2.500 Euro brutto in 2016.

Die technische „Halbwertzeit“ dieser Räder hat sich allerdings weiter verkürzt. Das Angebot ist breiter geworden und stellt die beteiligten Handelsbetriebe vor hohe Anforderungen, auch im Hinblick auf die Pflege eines immer aktuellen Angebots. Die intensive Beschäftigung mit diesem Warenbereich ist für die meisten Händler zu einer Existenzfrage geworden.

 

Online-Handel

Auch im Fahrradmarkt spielt E-Commerce eine weiter zunehmende Rolle und zieht wachsende Marktanteile auf sich.

Immer deutlicher wird, dass der Online-Handel nicht die Domäne der Versand-spezialisten geblieben ist, sondern besonders den Marktteilnehmern Zuwächse bringt, die ihr stationäres Angebot durch einen aktiven Internet-Auftritt ergänzen.

Die über das Netz abgewickelten Umsätze dürften auch in 2016 zweistellig zugenommen haben.

Besondere Bedeutung hat E-Commerce im Zubehör- und Teilebereich sowie bei der Vermarktung von Sonderposten, da dieses Marktsegment preissensibel ist.

Zudem nutzen immer mehr Verbraucher das Internet zur Vorinformation und als Kontaktschiene. Ein attraktiver Internet-Auftritt ist darum auch für den stationären Handel ein wichtiger Marketingbestandteil!

 

Fahrrad-Leasing

Fahrräder werden zunehmend auch für die Fahrt zum Arbeitsplatz genutzt.

Der Gesetzgeber lässt deshalb nun die Nutzung der steuerlichen Vorteile von Diensträdern im Sinne der „Dienstwagenregelung“ zu. Da Fahrradnutzung aus gesundheitlichen Gründen vielen Menschen erstrebenswert erscheint, sind Arbeitgeber zunehmend bereit, ihre Mitarbeiter über Leasing-Verträge mit Fahrrädern für die Fahrt zur Arbeit auszustatten. Diese dürfen auch privat genutzt werden.

Der Fahrradhändler übernimmt als Vertragspartner des Arbeitgebers für die Dauer des Leasingvertrages den „Rundum-Service“ für das Fahrrad, einschließlich Wartung und Versicherung. So kann auch der Fachhandel die Fahrradnutzung als Verkehrsmittel im Berufsverkehr nachhaltig und langfristig unterstützen.

 

Einheitliche Kennzeichnung von Fahrrädern

Der VDZ fordert die Einführung einer einheitlichen, möglichst an gleicher Stelle auffindbaren, maschinenlesbaren Rahmennummer für alle Fahrräder.

Eine Vereinheitlichung, möglichst im Rahmen der DIN-Normen, bringt für alle Marktteilnehmer, vor allem auch für den Endverbraucher, erhebliche Vorteile bei der Identifizierung der Räder mit sich.

 

Entwicklungstrends in den Warengruppen

 

Fahrradumsätze ohne E-Bikes

wertmäßig                    6 % minus

stückzahlmäßig          10 % minus

 

E-Bikes

Wertmäßig                 17 % plus

stückzahlmäßig           11 % plus

 

Bekleidung/Helme, Zubehör

wertmäßig                  5 % plus

stückzahlmäßig          1 % plus

 

Ersatzteile/Werkstatt

10 % plus

 

Zusammenfassung

Der Markt im Fahrradfachhandel hat sich in 2016 auf hohem Niveau stabilisiert. Wesentliche Zuwächse waren im Bereich der E-Bikes und im Service zu erzielen.

Die Gesamtzahl der verkauften Räder lag um ca. 10% unter dem Vorjahr.

Umsatzmäßig wurde dies durch einen weiteren Zuwachs bei den Elektrorädern, sowohl vom Durchschnittspreis als auch von der Stückzahl her, ausgeglichen.

Die zunehmende Verlagerung hin zu den Elektrorädern führte auch zu einer wachsenden Inanspruchnahme des Service-Angebots im Handel.

 

Statistische Daten

Bestand Fahrräder gesamt in Deutschland                       73 Mio. Stck.

Jährlicher Umsatz      Fahrräder                                           2,6 Mrd. €  = 4,05 Mill. Stck.

Zubehör, Textilien, Ersatzteile, Service                               2,6 Mrd. €

Gesamtumsatz Fahrradbranche                                          5,2 Mrd. €

Marktanteil Fachhandel/Fachmärkte    in Stck.               69 Prozent

in Euro                80 Prozent

Umsatzanteil E-Bikes                                in Stck.                15-18 Prozent

in Euro                 35 Prozent

Durchschnittserlös                                   je Rad                      580 € brutto

je E-Bike               2.500 € brutto