Aus Sicht des Handelsverbandes Deutschland (HDE) finden sich neben einigen positiven Ansätzen vor allem bei Bildung
und Digitalisierung im Koalitionsvertrag für eine mögliche Neuauflage der Großen Koalition Schwächen.
„Eine neue Bundesregierung braucht einen Plan, um die gute Binnenkonjunktur dauerhaft zu stärken. Mit Blick auf
stetig steigende Steuereinnahmen ist nicht nachvollziehbar, dass die Koalitionäre nicht mutiger auf eine umfassende
steuerliche Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen setzen“, so HDEPräsident Josef Sanktjohanser. Außerdem
komme das Thema Strukturreformen bei der Unternehmensteuer zu kurz. Bei der Energiewende bleibe es weiterhin
beim EEG als einzigem Klimaschutzinstrument. Die hierdurch entstehenden zusätzlichen Kosten trügen vor allem
Handel und Verbraucher. Sanktjohanser: „Insgesamt ist der Koalitionsvertrag zu wenig ambitioniert. Auch die aktuellen
Herausforderungen der Digitalisierung und des Strukturwandels brauchen entschlossenere Antworten aus der
Politik.“
Negativ bewertet der HDE Vorhaben im Bereich Arbeitsmarkt. So führt die Herstellung von Parität bei den Beiträgen
zur gesetzlichen Krankenversicherung zu erheblichen Zusatzkosten für die Unternehmen. Das ist insbesondere
deshalb ungerechtfertigt, weil die Arbeitgeber bereits heute die Kosten für die Entgeltfortzahlung bei Krankheit
alleine in voller Höhe tragen. Darüber hinaus erschwert der geplante neue Teilzeitanspruch den Unternehmen die
Personalplanung und verschärft den ohnehin bestehenden Fachkräftemangel: „Das stellt einen erheblichen Eingriff
in die Personalorganisationshoheit der Arbeitgeber dar“, so Sanktjohanser weiter. Auch die Einschränkung der sach
grundlosen Befristung nimmt den Arbeitgebern Spielräume für flexible Beschäftigung. Dies erfolgt dabei ohne Not,
weil nicht mal jedes zehnte Arbeitsverhältnis im Handel befristet ist.