Der Großteil des Fahrradhandels hat nach der anfänglichen Unsicherheit zu Beginn des bundesweiten Lock-Downs
schnell Wege gefunden und aktiviert, nicht nur um die Werkstätten weiter betreiben, sondern auch den Verkauf in
allen erdenklichen Kanälen weiterführen zu können.

So konnten die Umsatzverluste im Gegensatz zu anderen Branchen reduziert werden, was gerade im Zeitraum
März-April existenziell war, da der Fahrradhandel in dieser Zeit doch ca. 30 Prozent seines Jahresumsatzes generiert.

Der Fahrradeinzelhandel ist es gewohnt, trotz hoher Vororderquote und Vororderbereitschaft, zum Saisonstart
schlecht und unzuverlässig beliefert zu werden. Durch diesen Umstand, der dadurch notwendigen branchenüblich
starken Bevorratung, konnten gerade die mittelständischen Händler, die teilweise monatelangen Lieferverzögerungen
der Vorlieferanten gut kompensieren und viele Monate, wie gewohnt, aus ihrem eigenen Lager verkaufen. Firmenkonjunkturen
und Lagerbestände unserer Mitglieder spielen dabei eine große Rolle. Viele Mitglieder konnten
ihre Läger gut abbauen und haben große Teile des Jahresumsatzes schon erzielt. Aber am Ende des Jahres werden
wir sehen, ob es vorweg genommene oder doch zusätzliche Umsätze waren.

Umso unverständlicher ist es, dass bis zum heutigen Tage viele Lieferanten nur sehr eingeschränkt und schwierig
erreichbar und auch lieferfähig sind. Manchmal hat man den Eindruck, dass Kurzarbeit und Homeoffice einträglicher
sind, als seine Händler in dieser, hoffentlich einmaligen, Situation in ihrem Tagesgeschäft zu unterstützen. So
wird es an den Nachlieferungen und dem Gespür der einzelnen Händler für frühzeitige Nachordern liegen, ob der
Fahrradeinzelhandel seine guten, bis sehr guten Umsätze im Rest dieses Jahres fortsetzen kann. Einzelne Händler,
die auf Nachlieferungen und Aktionsware gesetzt hatten, berichten bereits schon jetzt von massiven Umsatzverlusten
und erheblich reduzierten Umsatzerwartungen für die restliche Saison, die einiges von den Umsatzzuwächsen
der vergangenen Monate wieder egalisieren werden.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die allgemeine Wirtschaftslage und Konsumflaute im Zweiradeinzelhandel auswirken
werden – im Gegensatz zu anderen Branchen sind die Aussichten aber insgesamt positiv.